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Ferien und Lernförderung – wie Pausen wirklich wirken (und wann Üben trotzdem Sinn macht)

Aktualisiert: vor 4 Tagen

Die Osterferien haben endlich begonnen und damit macht sich oft Unsicherheit breit ob Kinder in den Ferien für die Schule lernen sollen oder nicht. Eltern haben dazu verschiedene Einstellungen und Lehrer:innen raten auch Unterschiedliches. Wie immer gibt es nicht "die eine Wahrheit". In Österreich würden wir sagen: "Das kommt drauf an...."


Wenn du mich nach meiner persönlichen Meinung fragst, dann lass mich einmal klarstellen:

Ich bin ein Freund von Ferien.


Dein Kind hat keine Nachteile davon, wenn es ein paar Tage (oder sogar ein paar Wochen im Sommer) lang Schule und Lernen einfach mal vergessen darf. Und auch du darfst durchatmen.


Denn: Was wir vergessen und später wieder erinnern, bleibt besser im Gedächtnis – das zeigt die Lernforschung ganz deutlich. Man spricht hier von der sogenannten Vergessenskurve: Inhalte, die nach einer Weile erneut abgerufen werden, setzen sich besonders gut fest. Also keine Sorge: Eine kleine Lernpause macht das Gelernte nicht kaputt – sondern sogar stabiler.


💡 Lernen passiert trotzdem – aber anders


Kinder lernen ständig. Auch (und gerade) dann, wenn sie spielen, toben, beobachten, lesen, reden, sich streiten und wieder versöhnen. In den Ferien passiert das ganz automatisch – und oft mit viel mehr Motivation als im Klassenzimmer.

Wenn du dein Kind in den Ferien wirklich fördern so möchtest, dass ihm dadurch auch das schulische Lernen leichter fällt, dann achte darauf, dass es möglichst viel Zeit in einer anregenden Umgebung verbringt. Das Gehirn vernetzt sich besonders gut, wenn es vielfältige Reize bekommt – und zwar solche, die in der Natur, mit möglichst vielen Sinnen und mit anderen Menschen aufgenommen werden.


🌿 Natur statt Bildschirm.

🎲 Brettspiel statt Netflix..

🖌️ Basteltisch statt Dauerberieselung.


Vermeidet so gut es geht Fernsehen, Handy und Co.

Bildschirmmedien hinterlassen eine Fülle von Reizen – aber viel davon ist für das Gehirn einfach unverwertbarer „Müll“. Diese Inhalte werden im Unterbewusstsein trotzdem verarbeitet – und das kostet Energie. Energie, die deinem Kind beim Lernen schulischer Inhalte später fehlt. Das Gehirn ist beschäftigt – aber nicht gefordert. Das Ergebnis ist Reizüberflutung statt Entspannung und Entwicklung.


Was wirklich gut tut:

  • Freies Spiel – draußen, mit Freunden, mit Fantasie

  • Familienausflüge – gemeinsam entdecken, reden, erleben

  • Brett- und Kartenspiele – fördern Denkstrategien, Gedächtnis, Konzentration und soziale Kompetenz

  • Kreatives Arbeiten – Malen, Bauen, Basteln, Geschichten erfinden

  • Vorlesen und Erzählen – das stärkt Sprache, Bindung und Vorstellungskraft

So wird Lernen ganz nebenbei möglich – mit Freude, ohne Zwang. Und es bleibt mehr hängen, weil dein Kind emotional eingebunden ist. Denn genau so lernt das Gehirn am besten: wenn der ganze Mensch beteiligt ist.


Fälle, in denen das Üben in den Ferien dennoch Sinn machen kann – und warum:


🧩 1. Wenn dein Kind gerade mitten im „Lern-flow“ ist

Hat dein Kind gerade endlich einen Zugang zu einem Thema gefunden (z. B. das Lesen klappt plötzlich besser, Rechnungen im Zahlenraum 10 werden immer sicherer,..), dann kann "dranbleiben und weitermachen" helfen, diesen Fortschritt zu festigen – ohne den Flow zu unterbrechen.

➡️ Beispiel: „Dein Kind hat gerade Freude am Lesen entdeckt?" Dann haltet das Gefühl mit einem schönen Ferienbuch wach, in dem ihr euch abwechselnd vorlest.

"Dein Kind entwickelt Freude am Lösen von Kopfrechenaufgaben?" Dann spielt Brettspiele, in die du diese Rechnaufgaben einbaust oder würfelt mit zwei Zahlwürfeln.


🧱 2. Wenn noch ganz grundlegende Basisfähigkeiten fehlen

Manche Kinder kämpfen noch mit ganz basalen Themen wie zum Beispiel dem Mengenverständnis oder der Invarianz. Hast du ein Spiel oder Material gefunden mit dem du diese Grundlagen gut aufbauen kannst, dann macht es Sinn die Ferienzeit dafür zu nutzen.

➡️ Dann können kleine tägliche Einheiten (z. B. 10 Minuten Silbenspiele, Reime,  Spiele mit dem „Zahlenzug Lotte“) sehr hilfreich sein Lücken in den Grundlagen zu schließen.


🕸️ 3. Wenn dein Kind sehr schnell vergisst

Manche Kinder mit Lern- oder Konzentrationsproblemen (z. B. bei AD(H)S oder Rechen-/Lese-Rechtschreibschwäche) brauchen besonders viele Wiederholungen. Ein kompletter Stillstand über zwei Wochen oder mehr kann dann dazu führen, dass sie wieder ganz von Vorne beginnen müssen.

➡️ Tipp: „Wenig, aber regelmäßig“ Lieber 5–10 Minuten täglich, als große Blöcke.


🧠 4. Wenn das Üben Struktur gibt

Gerade in chaotischen Ferien oder bei Kindern mit einem hohen Bedürfnis nach Struktur (z. B. im Autismus-Spektrum), kann ein kleines, festes Übungsritual Sicherheit geben.

➡️ Beispiel: „Jeden Vormittag 10 Minuten Lernfrühstück – danach startet der Ferientag., gemeinsames Kopfrechnen vor dem Zähne putzen, lesen vor dem Schlafengehen“ Das kann helfen, den Tagesablauf zu stabilisieren und gibt sowohl Eltern als auch Kind ein gutes Gefühl.


🚦 Woran du erkennst, dass Üben nicht sinnvoll ist:


  • Dein Kind wehrt sich massiv, ist gereizt oder erschöpft, blockt ab

  • Ihr habt ständig Streit beim Üben

  • Du selbst fühlst dich unter Druck, etwas tun zu müssen

  • Das Üben zerstört die Stimmung in der Familie

➡️ Dann lieber Pause machen. Lernen funktioniert nur auf einem guten emotionalen Boden.


✅ Wenn ihr doch was machen wollt...


...dann solltest du dir überlegen was dein Ziel dabei ist. In meiner Kindheit hieß es meistens am Ende Ferien muss wieder etwas für die Schule getan werden: Eine halbe Stunde rechnen, eine halber Stunde schreiben. (egal was) Solche Aufträge sind komplett sinnbefreit und schaden mehr als sie nutzen.  Auch wahllose Übungszettel oder bunte Übungsbücher dienen nur der Gewissensberuhigung, helfen aber deinem Kind nicht weiter. Wenn ihr nicht genau wisst, was der nächste kleine Schritt ist, der gefestigt werden will und wenn du nicht weißt wie das geschehen kann, dann ist es oft besser, ganz bewusst Ferien zu machen – und darauf zu vertrauen, dass dein Kind gerade jetzt Kraft sammelt für die nächsten Lernschritte.


Ich wünsche euch eine entspannte Ferienzeit, mit vielen kleinen Glücksmomenten, ganz viel Spiel und Spaß!



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Wenn du Fragen hast oder dir unsicher bist, melde dich gern bei mir. Ich bin auch in den Ferien für dich da – wenn auch vielleicht nicht mit Übungszetteln 😉

 
 
 

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